Die Praxis bleibt voraussichtlich bis Mai 2022 geschlossen.
Bis dahin nehme ich mir auf ärztlichen Rat hin die Zeit, mich von meiner Corona-Infektion zu erholen.

Liliput Lounge: “Lustkiller Baby”

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Libido von Eltern – Interview
Sex kann die Schönste Sache der Welt sein. Aber für Eltern ist spontane wilde Leidenschaft kaum noch möglich. Was bedeutet das für die Beziehung? Die Sexologin Ann-Marlene Henning erklärt, dass Sex auch in der Elternphase toll sein kann – aber eben anders …

liliput-lounge: Sie haben werdenden Eltern geraten, dass sie nicht aufhören sollen sich zu küssen. Aber wenn das Baby da ist, haben Eltern doch oft keine Zeit.

Ann-Marlene Henning: Okay, aber einen Kuss schafft man doch immer! Aber natürlich ändert sich das Leben, wenn ein Kind da ist. Man darf nur nicht immer denken: „Oh, das Kind!“ Kinder sind glücklich, wenn Eltern glücklich sind. Und kleine Gesten, wie ein zartes Streicheln der Wange oder Küsse, werden jetzt wichtiger als je zuvor, weil sie Nähe herstellen. Man sollte die Zweisamkeit und den Partner nie aus den Augen verlieren.

Wie ändert sich die Sexualität bei Eltern?
Viele Paare denken, dass der Sex so sein müsste wie vorher: spontan und wild. Das ist natürlich schwierig, wenn Kinder im Haus sind. Beide Partner müssen sich klar machen, dass mit der Elternschaft eine neue Lebensphase beginnt. Vieles ist anders und neu. Und auch der Sex. Ein Tipp, den ich Eltern oft gebe, ist Sex nach Termin.

Das hört sich aber irgendwie sehr unromantisch an. Eintrag im Kalender: Montagabend Sex?
Das funktioniert aber sehr gut. Dem Körper ist es nämlich egal, wie romantisch, spontan oder wild der Sex ist, die Hormone, die einem gut tun und dem Partner nah bringen, werden trotzdem ausgeschüttet. Sex ist wie ein Muskel und muss benutzt werden. Und gerade wenn ein Paar sich einen festen Termin freihält, ist das auch ein Freiraum.

Aber für viele Mütter ist es gar nicht so einfach, abzuschalten.
Ja, Frauen haben eine ewige Erledigungsliste im Kopf: die Kinder, der Haushalt und und und … Und darum erkläre ich den Männern, wie wichtig zuhören und nachfragen ist. Aber damit meine ich nicht: Hinhören und gleich Lösungen anbieten, sondern zuhören. „Schatz, wie war dein Tag?“, ist da ein guter Einstieg.

Die Sorgen und Gedanken einer Frau müssen erst alle aus dem Kopf, bevor eine Frau „in ihren Körper kommt“ und sich auf Sex einlassen kann. Sonst kann es passieren, dass sie kurz vor dem Höhepunkt an die Schmutzwäsche denkt.

Also im Klartext: Das Gespräch baut die Nähe auf, die sie braucht, um den Stress loszuwerden. Erst dann kann sie überhaupt Lust auf Sex bekommen.

Wenn die Lust auf Sex beim Mann viel höher ist, als bei der Frau, ist es da nicht vorprogrammiert, dass sich ein Paar streitet?
Ja, das kann eine Falle werden. Gerade Frauen neigen dazu unbewusst aufzurechnen. Wenn immer gefragt wird, wer macht was für wen, wird es schwierig. Eine Beziehung ist keine Waage, es gibt immer Zeiten, in denen es unausgeglichen ist. Wichtig bleibt aber das Miteinander und dass beide ihre Bedürfnisse mitteilen.

Und wenn ein Partner einfach nur das Bedürfnis hat, sich auszuruhen und der andere gern Sex haben möchte?
Dann ist Reden angebracht. Und Verständnis auf beiden Seiten. Für die Frau kann es wichtig sein, dass sie das Kind auch mal abgeben kann und sich nicht verantwortlich fühlen muss. Zeit für sich hat und mit gutem Gewissen beispielsweise einfach in der Badewanne liegen kann. Ihr Mann muss dann für das Baby zuständig sein.

Sehr oft, haben Frauen nur Lust auf Streicheleinheiten und Nähe, während Männer eher Sex möchten. Das erlebe ich in meiner Praxis oft, nicht nur bei Paaren mit kleinen Kindern!

Und was raten Sie dann?
Ich mache dann ein kleines Gedanken-Spiel mit den Klienten und vergleiche den Sex mal mit dem Essen: Es gibt Fast Food, gute Hausmannskost und Gourmetküche. Und so ist das auch mit dem Sex, den gibt es in verschiedenen Varianten. Gourmet, also richtig toller Sex mit viel Zeit und Lust für Beide, bedeutet, dass auch die Frau richtig scharf ist. Hormonell bedingt kann es sein, dass das vielleicht nur zwei Mal im Monat der Fall ist.

Hausmannskost, das ist, miteinander schlafen, vielleicht ohne wilde Leidenschaft oder ausgefeilte Ideen. Und ob Frau bei diesem „Essen“ überhaupt „Dessert“ … , also einen Orgasmus, möchte, kann sehr unterschiedlich ausfallen. Vielleicht möchte sie einfach nur den Mann spüren, ohne eigenen Höhepunkt.

Möchte die Frau gar nicht mit ihrem Mann schlafen, gibt es auch noch die Fast Food-Variante. Dabei legt sie halt Hand an oder spielt anders mit seiner Erregung. Oder es wird doch noch ein Quickie. Wenn Sie Lust hat.

Wer nicht viele Worte verlieren möchte, kann auf der Kommode drei Kerzen aufstellen: je nachdem welche Kerze gerade brennt, so gestaltet sich das Menü.

Aber im Alltag mit Baby ist es ja schwierig, sich auf den Partner zu konzentrieren?
Viele Mütter neigen dazu, ihre ganze Zärtlichkeit mit dem Baby auszuleben und vergessen dabei ihren Mann. Aber gerade Sex ist eine gute Möglichkeit sich nah zu sein und Spannungen abzubauen. Wenn das nicht passiert, kommt ein negativer Kreislauf in Gang: noch mehr Stress, noch weniger Nähe. Kaum noch Sex, weil man sich müde und überfordert fühlt.

Das Problem ist: Je länger, man wartet, desto schwieriger wird es, den Sex wieder in Gang zu bringen. Allein der Gedanke macht einen dann irgendwie verlegen.

Und wie kommt man aus diesem Kreislauf wieder raus?
Auch mal ohne das Kind auszugehen. Ein romantisches Date, für das man sich richtig schön macht, mit Abendessen und allem was dazu gehört, kann ein schöner Anfang sein. Wenn die Frau körperlich noch nicht so fit ist und unter Schlafmangel leidet, sind ein paar Stunden im Wellness-Bereich eines Fitnessstudios oder Hotels etwas Besonderes. Vor allem ist es ganz wichtig, sich wieder als „Mann“ und „Frau“ zu entdecken, und nicht nur als „Mama“ und „Papa“ zu sehen.

Schaffen das denn alle Paare allein?
Wenn die Situation eines Paares sehr festgefahren ist, braucht es vielleicht Hilfe von Außen. Ein Therapeut oder Berater kann dann helfen unangenehme Dinge auszusprechen und gemeinsam Muster und Gewohnheiten aufzubrechen. Die Hauptregel für Paare ist: Man muss Zeit in Gespräche investieren und alles mit einem Schuss Humor sehen. Gerade wenn es um das sensible, aber schöne Thema Sexualität geht!

Ann-Marlene Henning (45)
Die Hamburger Beziehungsberaterin ist gebürtige Dänin und Mutter eines Sohnes (17). Sie studierte zunächst Neuro-Psychologie in Deutschland und später in Kopenhagen Sexologie. Heute berät sie in ihrer Praxis Menschen zum Thema Partnerschaft und Sexualität. Mehr über ihre Arbeit und über die “schönste Sache der Welt” berichtet sie auf ihrer Internet-Seite www.doch-noch.de.

Mit viel Humor präsentiert sie auch seit kurzem garantiert schmuddelfreie aber handfeste Tipps für Frauen und Männer auf ihrem eigenen TV-Blog: www.doch-noch.tv.

Wir freuen uns, dass Ann-Marlene Henning die liliput-lounge zukünftig als Expertin unterstützen wird. Freuen Sie sich mit uns auf aufregende Themen und interessante Einsichten. Wer mag, darf auch gerne Wünsche und Fragen an die Redaktion stellen. Denn wir möchten über das berichten, was die liliput-lounge Userinnen wirklich interessiert.

Interview: Silke R. Plagge 
Quelle: http://www.liliput-lounge.de/Themen/Themakategorien/Sex-Liebe/eltern-und-sex/

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