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Liliput Lounge: “Das erste Mal nach der Geburt”

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Das erste Mal ist immer etwas Besonderes. Die Sex-Premiere nach der Geburt ist ganz schön aufregend. Was kann anders werden und worauf sollten Paare achten? Sexologin Ann-Marlene Henning verrät Antworten auf Fragen, die viele Frauen haben… 

iliput-lounge.de: Wir haben die Leserinnen gefragt, wann sie das erste Mal Sex nach der Geburt hatten. 42 Prozent haben erklärt, dass sie nach vier Wochen zum ersten Mal wieder Geschlechtsverkehr hatten. Ist dies Ergebnis für Sie überraschend?

Ann-Marlene Henning: Nein, das finde ich nicht ungewöhnlich. Denn ungefähr drei Wochen nach der Geburt sind die schlimmsten körperlichen Blessuren abgeklungen. Dinge wie Blutergüsse, kleine Risse aber vor allem Erinnerungen an den Schmerzen verschwinden allmählich. Die Gebärmutter bildet sich zurück und die Scheide hat sich längst wieder zusammengezogen.

Da kann es schon sein, dass man wieder an Sex denkt. Bei einigen Frauen ist es aber möglich, das ihr Wochenfluss nicht vorbei ist, da er bis zu sechs Wochen dauern kann. Das spricht zwar nicht unbedingt gegen Sex, aber man sollte eventuell ein Kondom benutzten.

Wann ist denn die beste Zeit, um das erste Mal nach der Geburt miteinander zu schlafen?

Eine einfache Antwort: Wenn beide frisch gebackenen Eltern es wollen!  Manchmal kommt der Mann eher drauf, Sex haben zu wollen als die Frau. Sie fühlt sich vielleicht körperlich noch nicht ganz fit oder hat vielleicht sogar Angst vor Schmerzen bei der ersten Penetration. Die Geburt ist ja noch nicht lange her ist und sie muss erst wieder ein Gefühl für ihren Intimbereich entwickeln. Denn dass aus der Scheide ein Kind herausgekommen ist, ist irgendwie ein Wunder. Das Dehnen und Pressen ist noch nicht so schnell vergessen.

Wird sich denn der Körper der Frau irgendwann wieder wie vor der Geburt anfühlen?

Ganz ehrlich? Der Körper wird nie wieder der gleiche. Aber das muss nicht zum Problem werden. Viele Frauen machen sich viel zu viele Sorgen und befürchten beispielsweise, dass sich die Scheide durch die Geburt zu sehr geweitet hat. Vielleicht sind sie jetzt nicht mehr eng genug für den Penis?

Über diese Sorge kann jede Hebamme nur schmunzeln. Die Scheide ist sehr elastisch und zieht sich sehr schnell wieder zusammen! Das ist auch gut so.  Untersuchen zu dem Thema belegen, dass Sexual-Therapeuten erklären: „Bislang hat sich darüber kaum ein Mann beschwert!“

Ein gut trainierter Beckenboden ist allerdings wichtig, damit sich Frau und Mann gut spüren können. Dann macht der Sex beiden noch mehr Spaß.
Mit Übungen für die Beckenbodenmuskulatur sollte spätestens nach der Geburt anfangen werden. Hebammen haben da gute Tricks. Mit spätestens meine ich, dass eigentlich sollte jede Frau möglichst früh ihren Beckenboden trainieren sollte – auch ohne eine Geburt – das sollte etwas so normales und alltägliches wie Zähne putzen sein.

Viele Frauen haben Angst, dass der erste Sex nach einer Geburt weh tun könnte. Müssen Frauen mit Schmerzen rechnen?

Wenn man zu früh anfängt, kann es schmerzhaft sein. Aber wie immer gilt: Hier hilft miteinander reden, vorsichtig anfangen und langsam probieren. Und rechtzeitig STOP sagen. Sonst kann es sein, dass die Frau anfängt sich zu verspannen. Dadurch könnte es dann noch mehr und länger weh tun, als nötig.

Manchmal kann es auch hormonbedingt etwas dauern, bis die Frau genau so schnell und gut in der Scheide feucht wird, wie vorher. Hier hilft ein schönes Gleitgel.

Und wie reagieren Männer? Ist der Sex nach der Geburt für sie anders?

Eigentlich nicht, es sei denn, man berücksichtigt den psychologischen Faktor. Meine Frau ist jetzt auch die Mutter meines Kindes. Oder das Kind schläft mit im Bett. Oder, oder, oder …

Zugegeben: Etwas ist schon anders: Nämlich die Brüste einer stillenden Frau. Größer. Und bei sexueller Erregung kann dann auch Milch austreten. Manche Männer finden das toll, andere gar nicht. Ähnlich geht es den Frauen, so dass einige ihre Brust in der Stillzeit zur Tabuzone für den Mann erklären.

Wenn eine Frau sich noch sehr unwohl köperlich fühlt, bekommt dies auch der Mann zu spüren – ansonsten fühlt sie sich für den Mann nicht wirklich anders an. Wenn ein Mann trotzdem etwas verändern möchte, mehr spüren möchte, kann auch er seinen Beckenboden trainieren oder er kann sich die lustigen (aber sehr wirkungsvollen!) Stoßtechniken in meinem Blog anschauen! Und ausprobieren: Da kann fast jeder etwas lernen.

Wie sollte denn das „erste Mal“ idealerweise sein?

In jedem Fall sollte genug Zeit dafür eingeplant werden und das braucht ein bisschen Vorbereitung. Am besten Oma und Opa buchen, oder Freunde fragen, ob sie das Kind für drei Stunden nehmen können.

Denn so bleibt wirklich der Raum sich als Paar wieder zu finden. Wie wäre es mit einem gemeinsamen Bad? Und danach einer schönen Massage? Das kann Wunder wirken. Ich hätte da auch einen kleinen wissenschaftlicher Tipp: Lustigerweise kann gerade eine Fußmassage sexuelle Gefühle auslösen, weil im motorischen Cortex im Gehirn der Bereich für die Klitoris und der für die Füße sehr eng beieinander liegen. Es ist auf jeden Fall sehr entspannend.

Das ist ein wichtiges Wort für Frauen: Entspannung. Wie kann denn der Mann dafür sorgen

Mit Kerzenlicht, leise Musik, Nacken- oder Fußmassage und natürlich ganz viele kleine Küsse überall auf dem Körper. Viel Zuwendung und Liebe. Gerne anregendes Flüstern. Ja, hier sind die Männer tatsächlich gefragt: Weil Frauen sehr gut auf akustische Reize reagieren. Frauen hören sehr gerne wie lieb er sie hat. Wie toll sie immer noch aussieht. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Was tun, wenn ein Partner gar keine Lust hat? Eine Leserin ist schon ganz verzweifelt, weil ihr Mann auch ein halbes Jahr nach der Geburt einfach nicht mehr möchte.

Wenn ein Partner einfach gar nicht mehr Sex haben möchte, dann stimmt etwas nicht und das kann viele Gründe haben. Dann gilt es so schnell wie möglich rauszufinden, wo das Problem liegt, damit etwas dagegen getan werden kann. Manchmal ist dann Hilfe von Außen nötig. Über intime Dinge zu sprechen, kann schwer sein und wenn ein Partner enttäuscht ist,  kommen schnell Vorwürfe und alles wird noch schlimmer. In jedem Fall aber muss man darüber reden.

Je länger ein Paar kein Sex hat, desto schwieriger wird es damit wieder anzufangen. Und weil dann beide frustriert sind, kommt es zu Reibereien im Alltag. Dann hat man eine Negativ-Spirale, die es gilt zu vermeiden.

Gibt es etwas, was Paare unbedingt vermeiden sollten?

Ja! Auf keinen Fall sich unter Druck setzten. Alles entspannt angehen. Und liebevoll. Eine Geburt ist eine wundervolle Sache, aber auch etwas sehr Tiefgreifendes, für Beide. Die jungen Eltern müssen erst lernen mit dem neuen kleinen Erdbürger umzugehen und auch mit den veränderten Lebensbedingungen. Es ist ein Neuanfang.

Ganz wichtig ist vielleicht noch eines: Bitte nicht das Ammenmärchen glauben, dass Stillen vor einer erneuten Schwangerschaft schützt. Das stimmt nicht! Wer wieder miteinander schläft, sollte auch verhüten. Es sei denn, die Familie soll sehr schnell erweitert werden.

Eltern sein – Liebespaar bleiben. Gibt es einen Rat, wie man von Anfang an, die Weichen richtig stellen kann?

Für den Sex schlage ich vor: Immer weiter küssen und gar nicht aufhören Sex zu haben. Weder in der Schwangerschaft noch kurz danach. Für die Zeit, wo keine Penetration möglich ist, können Paare damit experimentieren sich anders zu befriedigen. Der berühmte Blow-Job oder Hand-Job für beide sind da Alternativen. Und sich immer weiter streicheln, liebkosen und sich nahe sein.

Generell ist für eine Partnerschaft ist es in allen Bereichen ganz wichtig, ehrlich miteinander zu sein und Bedürfnisse aussprechen!

Eine Geburt verändert etwas, aber ist nicht das Ende von allem, sondern der Anfang von einer ganz neuen Art Glück.

Interview: Silke R. Plagge

Quelle: http://www.liliput-lounge.de/Themen/Themakategorien/Sex-Liebe/erster-sex-nach-geburt/

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